14. Januar 2019
    EINFACHE SPRACHE

    Frauenvertreterinnen haben eine starke Stellung

    Ursula Moosburger ist seit 20 Jahren Kreis-Frauen-Vertreterin -
    Sie erzählt uns von ihren Erfahrungen

    VdK: Frau Moosburger, wann haben Sie bei unserem Sozialverband angefangen?
    Ursula Moosburger: Wir wohnen seit 1976 in Tübingen-Pfrondorf. Im VdK-Ortsverband hatten wir einen sehr rührigen Vorsitzenden, Erich Schaal. Im Zweiten Weltkrieg hatte er einen Arm verloren. Er gehörte damit als Kriegsversehrter zu den VdK-Mitgliedern der ersten Stunde. Er hat immer in seiner Amtszeit bei jüngeren Leuten für eine Mitgliedschaft geworben. Er kannte meinen Mann und mich, da er auch in der Vorstandschaft unseres Sportvereins war. Und eigentlich wollte er meinen Mann für den VdK überzeugen (sie lacht). Mein Mann verwies Erich Schaal aber an mich, weil er ja schon Vorsitzender im Sportverein war. Tja, und so bin ich 1997 eingetreten, zusammen mit meinem Mann.
    Dann ging es sehr schnell. Erich Schaal war auch Kreisvorsitzender im VdK-Kreisverband Tübingen. Im Jahr 1999 suchte er eine Kreis-Frauen-Vertreterin. Er schlug mich für dieses Amt vor und ich wurde dann im April 1999 einstimmig im Kreisverband Tübingen gewählt.

    VdK: Was war denn damals 1999 bei Ihrem Amtsantritt als Kreis-Frauen-Vertreterin wichtig?
    Ursula Moosburger: 1999 waren die Frauen teilweise noch Kriegerwitwen oder ältere Frauen. Meine Vorgängerin Gisela Hechler hatte schon vieles aufgebaut, was ich weiterführen konnte. Es gab jedes Jahr im Frühjahr eine Erholungswoche im VdK- Kur- und Erholungszentrum Alttann. Ich habe dann ab 2000 die Fahrt dorthin organisiert. Zudem das Programm und die Ausflüge. Die Einrichtung in Alttann war preisgünstig.
    2006 wurde umgebaut und zunächst pausiert.
    Danach gab es nicht mehr genügend Interesse an diesem Angebot. Etliche waren älter geworden und die Beweglichkeit war eingeschränkt. Die jüngeren Rentnerinnen wollten auch mal was anderes sehen als das Allgäu. Es war einfach nicht mehr zeitgemäß.

    VdK: Wie sah dann die Aktivität in den 2000er- Jahren aus?
    Ursula Moosburger: Ab den Jahren 1999 hatte ich bereits einmal im Jahr die Frauenvertreterinnen der Ortsverbände eingeladen. Wir haben Tagesausflüge gemacht. Wir haben soziale Einrichtungen besucht und uns die Arbeitsabläufe erklären lassen. Oder wir haben auch Museen besucht.
    Später habe ich in meiner Amtszeit sozialpolitische Themen beleuchtet. Ich habe Redner zu Sozialpolitik, Sozialrecht eingeladen. Und zu Pflegeversicherung oder zur Mütterrente.
    Aber auch zu Alltagsthemen wie Einbrecherschutz. Alle diese Themen wurden schon beim „Frauentag im Kreisverband“ behandelt.
    2018 hatte ich Wohnberatung als Thema. Im Landkreis Tübingen wird seit vielen Jahren vom Kreis-Senioren-Rat Tübingen Wohnberatung angeboten. Und so habe ich den Wohnberater des Kreis-Senioren-Rats als Redner eingeladen.
    Es ist wichtig, mit anderen Einrichtungen gemeinsam Dinge auf die Beine zu stellen. Und auch der Austausch mit ihnen ist wichtig.

    VdK: Wie haben sich denn die Frauen im VdK in den letzten 20 Jahren verändert?
    Ursula Moosburger: Einst waren es Kriegerwitwen, wie schon gesagt. Heute kommen Frauen aus unterschiedlichsten Gründen zu uns. Wir haben keine einheitliche Gruppe mehr, wie nach dem Krieg. Das waren Leute, die dasselbe erlebt haben und die gleichen Ziele hatten.
    Dass die Gruppen heute so unterschiedlich sind hat Vorteile, weil man natürlich vielfältigere Menschen mit unterschiedlichen Interessen und Begabungen hat. Aber es wird auch wesentlich schwerer, Frauenvertreterinnen zu gewinnen. Ich versuche immer in den Ortsverbänden für dieses Amt zu werben.

    VdK: Dann, Frau Moosburger, machen Sie für das Amt doch mal Werbung!
    Ursula Moosburger: Die Frauenvertreterin gehört immer zum geschäftsführenden Vorstand. Das heißt, dass sie bei Entscheidungen, die den Ortsverband betreffen, immer dabei sein muss. Dasselbe gilt natürlich auch für den Kreisverband oder den Bezirksverband. Daran sieht man, dass die Frauen in unserem Sozialverband eine wichtige Stellung haben, auf allen Verbandsstufen. Das wird oft in den Ortsverbänden nicht gesehen. Aber ich weise vor Ort immer daraufhin. Die Frauenvertreterin hat es immer in der Hand, was sie für die Frauen macht. Was früher Strick-Cafés, Kaffeenachmittage oder Krankenbesuche waren, kann heute die politische Veranstaltung sein. Oder der Besuch von modernen Ausstellungen oder auch ein Ausflug für Mütter mit Kindern.
    Im Blickpunkt stehen die Anliegen der Frauen im Ortsverband.
    Die Frauenvertreterin hat durch die Satzung eine starke Stellung im Sozialverband VdK.
    Durch den VdK wird man als Frauenvertreterin bekannt. Man ist oft schnell vernetzt. Zum Beispiel, weil es vielleicht eine sehr aktive Vorgängerin gibt. Außerdem gibt es in allen Kreisverbänden eine Kreis-Frauen-Konferenz. Ich lade alle Frauenvertreterinnen aus den Ortsverbänden ein. Das wird aber in den Kreisverbänden unterschiedlich gehandhabt. Bei Problemen stehe ich den Kreis-Frauenvertreterinnen jederzeit zur Verfügung. Ich nehme auch auf Anfrage an den Kreis-Frauen-Tagungen der Kreisverbände teil. Oder an Veranstaltungen der Kreisverbände.

    VdK: Sie sind nicht nur Kreis-Frauen-Vertreterin in Tübingen, sondern seit 2012 auch Bezirks-Frauen-Vertreterin in Südwürttemberg-Hohenzollern.
    Wie sieht die Arbeit auf der Bezirksebene aus?

    Ursula Moosburger: Alle vier Bezirke haben Bezirks-Frauen-Vertreterinnen. Das sind neben mir Sylvia Lawnick (Südbaden), Elisabeth Knebel (Nordbaden), Carin E. Hinsinger (Nordwürttemberg). Und sie ist auch Landes-Verbands-Frauen-Vertreterin.
    Wir gehören jeweils dem geschäftsführenden Vorstand unseres Bezirks an. Wir sind für die Kreis-Frauen-Vertreterinnen unseres Bezirks-Verbands die Ansprechpartnerinnen.
    Carin E. Hinsinger beruft jährlich die Bezirks-Frauen-Konferenzen. Das heißt, die Bezirks-Frauen-Vertreterin und ihre Kreis-Frauen-Vertreterinnen treffen sich in verschiedenen Räumen. Dort tauschen sie Erfahrungen aus und fassen Beschlüsse. Diese Beschlüsse werden dann in die Landes-Frauen-Konferenz eingebracht.
    Wir bringen also auch unsere Anliegen und Listen auf der höchsten Stufe des Verbands ein. Wir machen alljährlich noch ein zweites Treffen für die Kreis-Frauen-Vertreterinnen in Südwürttemberg-Hohenzollern. Dort werden Rednerinnen zu bestimmten Themen eingeladen. Und unser Bezirksvorsitzender Jürgen Neumeister und/oder unsere Geschäftsführerin Sandra Hertha nehmen auch teil.
    Dieses Jahr war Jürgen Neumeister auch gleichzeitig Redner für uns zum Thema Datenschutz-Verordnung.

    VdK: Es gibt in Kürze zwei Jubiläen zu feiern: Ihr Kreisverband Tübingen sowie Sie selbst werden 70 Jahre. Wo soll aus Ihrer Sicht die Reise der VdK-Frauen bis zum nächsten Jubiläum hingehen?
    Ursula Moosburger: Das Frauen-Wahlrecht ist 100 Jahre alt. Darum ist es wichtig, dass Frauen auch politisch gut vertreten sind. Ich bin Mutter und Großmutter. Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist bis heute keine leichte Sache. Bei mir ging es, weil mein Mann mitmachte. Und er unterstützte mich in meinen Vorhaben.
    Ich will sagen: Wir können noch viele Gesetze haben, aber es muss sich was in den Köpfen ändern.

    VdK-Zeitung: Frau Moosburger, wir danken für das Gespräch!

    Das Interview führte Priya Bathe, Marketing-Abteilung Landesverband.

    Schlagworte Interview | Frauenvertreterin | Frauenkonferenz

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