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„Seit Jahren bestimmen zunehmend hohe Belastungen für Patienten das Gesundheitswesen. Hauptsächlich durch Zuzahlungen und Ausgrenzungen von Leistungen. Vor allen Dingen im Bereich der Pflege. „Dies muss ein Ende haben“, fordert der Landes-Vorsitzende Roland Sing beim großen VdK- Gesundheitstag am 6. Oktober 2018 in der Stuttgarter Liederhalle.
Sing rief die Politik dazu auf, endlich für mehr Solidarität zu sorgen.
Erklärung: Solidarität bedeutet, die Menschen in einer Gesellschaft sind füreinander da und helfen sich gegenseitig. In der Politik redet man daher von einer Solidargemeinschaft.
Der VdK begrüßt, dass die Zusatzbeiträge in der Krankenversicherung ab 2019 nicht mehr einseitig nur von den Versicherten getragen werden müssen. Doch das kann nur ein erster Schritt sein. Grundsätzliche Forderung ist, dass die Beiträge, die auf den Lohn und das Gehalt bezogen sind, abgelöst werden. Der VdK fordert, künftig das Gesamteinkommen zugrunde zu legen. Außerdem dürfen Maßnahmen für die Infrastruktur in der Pflege nicht einseitig den gesetzlich Versicherten aufgeladen werden. Das sind Aufgaben für die Gesamtgesellschaft, betonte Roland Sing vor über 1000 Zuhörern.
Erklärung: Infrastruktur bedeutet: die Wege und Möglichkeiten, die es für Menschen in einer Gemeinde gibt, und die ihnen helfen, im Alltag gut zurecht zu kommen. Zum Beispiel: die Einkaufsmöglichkeiten. In der Pflege werden ganz bestimmte Maßnahmen der Infrastruktur benötigt. Zum Beispiel, dass Patienten durch eine ambulante Pflege gut versorgt sind. Bei der ambulanten Pflege kommt das Pflegepersonal in die Wohnung der Menschen, die Pflege brauchen.
Sing sagt weiter: Hohe Eigenanteile und Kosten für Investitionen und Ausbildungs-Umlagen dürfen nicht weiter den Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen zugemutet werden.
Erklärung: Investitionen sind Beträge die für die Entwicklung eines Unternehmens ausgegeben werden. Zum Beispiel, wenn Geld für die Ausstattung eines Pflegeheims benötigt wird.
Sing bekräftigte erneut die VdK-Forderung, dass Investitionskosten für Pflegeeinrichtungen durch das Land zu tragen sind. Es muss ein Finanzausgleich her zwischen der privaten Pflegeversicherung und der gesetzlichen Pflegeversicherung. Die private Pflegeversicherung hat ein Polster aus Beiträgen von 30 Milliarden Euro.
Die Kosten werden steigen, weil es mehr und besseres Pflegepersonal geben soll.
Diese Kosten dürfen nicht einseitig zulasten der gesetzlich Versicherten gehen, sagte er.
Roland Sing erinnerte in seiner Rede auch daran: die mehr als 230 000 Mitglieder des VdK-Baden-Württemberg sind nicht nur das Ergebnis von einer guten VdK-Öffentlichkeitsarbeit, sondern viele brauchen die VdK-Hilfe.
Bezahlbarer Zahnersatz
Sing versicherte den Mitgliedern und Nichtmitgliedern, dass sich der VdK-Baden-Württemberg weiterhin für bezahlbaren festsitzenden Zahnersatz für alle Versicherten einsetzen wird. Sing verlangte eine Rechtsänderung, weil Millionen Menschen sich keinen festsitzenden Zahnersatz mehr leisten können. „denn der billigere herausnehmbare Zahnersatz macht die Nachbarzähne kaputt“, sagte der Landesvorsitzende.
Sing erinnerte auch an die große VdK-Kampagne für eine Absenkung der Mehrwertsteuer (MwSt.) auf Arzneimittel von 7 Prozent. Dafür hatte vor vielen Jahren der im Juli verstorbene frühere VdK-Präsident Walter Hirrlinger aufgerufen. Dies hatte zu 2,3 Millionen Unterschriften geführt. Das Kanzleramt hatte diese Unterschriften damals ignoriert. Dennoch will der VdK auch hier am Ball bleiben und die Abschaffung der MwSt. auf Arznei fordern.
Der Vizepräsident des Landes-Apotheker-Verbandes (LAV), Christoph Gulde sicherte im Hegelsaal dem VdK die volle Unterstützung der Apothekerschaft in Sachen Absenkung der MwSt. zu. Gulde wies auch darauf hin, dass der Staat an einem teuren Krebsmedikament für 90 Tage über 1000 Euro an MwSt. kassiere.
Es wurde auch bekannt, dass es Lieferengpässe bei dem Schmerzmittel Ibuprofen gibt.
Und dass Blutdrucksenker verunreinigt waren, sagte der Redner.
„Die Gesellschaft muss sich fragen, ob es der richtige Weg ist, wenn die Herstellung von Medikamenten bei nur wenigen Herstellern in Asien erfolgt.“ 80 Prozent aller Wirkstoffe kämen nicht mehr aus Europa.
Christoph Gulde erinnerte auch daran, dass es schon seit dem Jahr 1241 Apotheken in Deutschland gibt. Deren Zahl habe bis zum Jahrtausendwechsel zugenommen. Seit 2004 sei ein Rückgang zu verzeichnen. Aber der LAV- Vizepräsident ist sich sicher, dass es den Apotheker in der Apotheke auch weiterhin geben werde. 24 Apotheken kommen in Deutschland im Schnitt auf 100 000 Einwohner. In Dänemark sind es nur sieben. Im EU-Durchschnitt sind es aber 31. Es gibt auch ländliche Gegenden, wo die letzte Apotheke im Ort geschlossen wurde. Aber die inzwischen eingerichteten Sammelstellen für Rezepte können eine wertvolle Hilfe leisten. Und diese bestehenden Angebote würden von den Einwohnern der Gemeinde auch angenommen, sagte Gulde.
Auch der Vizepräsident der Landes-Ärzte-Kammer, Dr. Matthias Fabian ist sich sicher, dass trotz aller Neuerungen das persönliche Vertrauensverhältnis Arzt-Patient weiter besteht. Er riet dazu, zuversichtlich zu sein.
Digitalisierung
Dank der Digitalisierung könnten heute viele Menschenleben gerettet werden. Oder Krankheiten geheilt werden. Krankenwagen kommen dank GPS schneller zum Erkrankten oder zu einem Verunglückten. Rettungssanitäter könnten sich aufgrund der Digitalisierung in der Klinik Anweisungen holen für die direkte Hilfe vor Ort. Und sie können ihrerseits über den Patienten informieren, der eingeliefert wird.
Erklärung: Digitalisierung ist die elektronische Verarbeitung von Daten und Unterlagen. Dadurch kann auch der Austausch von Informationen digital erfolgen.
Dr. Fabian wies daraufhin, dass ein Schlaganfall noch Ende der 1980er Jahre ein schwerer Schicksalsschlag gewesen sei. Dagegen könne man heute besser die Ursachen einer Erkrankung erkennen und zielgenauer behandeln.
Der Facharzt für innere Erkrankungen sprach von guten Erfahrungen bei den jüngsten Modell-Projekten „docdirekt“ in Stuttgart und Tuttlingen. Er sagte eine Ausdehnung auf ganz Baden-Württemberg voraus. Auch Menschen im Alter von 70plus seinen bei „prodirekt“ dabei. Und dort, wo ein Patient keinen PC hat, kann ja die Arzthelferin ein Tablet mitbringen. Dadurch kann die Tele-Medizin nutzbar gemacht werden.
Erklärung: Die Tele-Medizin ist die Möglichkeit über einen Computer Fragen und Antworten zu Erkrankungen und Medikamenten zu bekommen. Der Arzt ist hier über die Technik im Internet erreichbar.
Dr. Christopher Hermann, der Vorstands-Vorsitzende der AOK Baden-Württemberg, sprach sich dafür aus, „die Dinge gemeinsam nach vorne zu bringen“. Die Pflege soll man als gesamtgesellschaftliche Aufgabe und Verantwortung sehen. Deutschlands größter Pflegedienst ist der „Pflegedienst - die Angehörigen“. Dazu sagte er: Die AOK Baden-Württemberg werde sich dafür einsetzen, dass pflegende Angehörige alle zwei Jahre in Reha gehen können. Damit einer Erschöpfung vorgebeugt werden kann.
Der AOK-Chef warb auch für die zentrale Versorgung über den Hausarzt (HZV), die die AOK Baden-Württemberg seit genau zehn Jahren praktiziert: „Die Hausärzte tragen die Versorgung. Sie behalten den Überblick“. Ihre Funktion muss gestärkt werden.
Christopher Hermann zeigte aber auch Verständnis für die heutigen Ärzte, die nicht mehr, wie ein „Hausarzt alter Schule“ leben wollen. Diese gibt es immer weniger.
Man könne ja stattdessen neue Möglichkeiten entwickeln. Beispielsweise Ärzte-Zentren, wo man auch in Teilzeit arbeiten kann.
Stationäre Versorgung
Dr. Hermann kam auch auf die stationäre Versorgung im Krankenhaus zu sprechen.
Auch, wenn manche Schließung eines kleinen Krankenhauses viel Kritik bekommt, müsse man dieses bedenken: Eine besonders hohe Qualität medizinischer Versorgung kann aus vielen Gründen, nur in großen Klinik-Zentren gesichert werden. In diesem Zusammenhang lobte der Redner ausdrücklich die Landesregierung.
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