20. Januar 2015
    AKTUELLES

    Roland Sing: „Rehapotenziale Älterer mehr nutzen!“

    Neues Geriatriekonzept im Südwesten – 23. Landesgeriatrietag

    Roland Sing
    Roland Sing

    Seit 2014 gibt es ein neues Landesgeriatriekonzept in Baden-Württemberg, an dessen Entwicklung der Landesseniorenrat (LSR) intensiv beteiligt war. Die LSR-Positionen zum neuen Geriatriekonzept stellte denn auch der LSR-Vorsitzende und VdK-Vizepräsident Roland Sing im Herbst beim 23. Landesgeriatrietag vor. Im Historischen Kaufhaus in Freiburg diskutierte Sing diese zukunftsweisende Thematik mit maßgeblichen Experten aus Politik, Verwaltung, Verbänden und Medizinbetrieb. In seinem umfassenden Statement stellte Roland Sing eingangs gleich die Frage, warum man mit der geriatrischen Rehabilitation nicht entscheidend vorankomme, obwohl es heute, im Gegensatz zu früher, mehr Rechtsvorschriften in diesem Bereich gebe, die eine geriatrische Reha nicht nur ermöglichten, sondern sogar zwingend verlangten.

    Das zentrale Ziel bleibe, vorhandene Rehapotenziale bei den älteren Menschen künftig stärker zu nutzen. Ebenso sei die Realisierung des Grundsatzes „Prävention vor Pflege“ ein ganz zentrales gesundheits- und pflegepolitisches Ziel, gehe es hier doch insbesondere darum, die Verschlimmerung von Pflegebedürftigkeit zu verhindern. Deshalb sollten alle am Geriatriekonzept Beteiligten darauf drängen, dass seitens der Bundesregierung entsprechend gehandelt werde, verlangte Sing. Der Gesundheits- und Geriatrieexperte von LSR und VdK betonte in Freiburg auch, wie wichtig es sei, einen bedarfsgerechten Zugang zu geriatrischer Rehabilitation, ob ambulant oder stationär, sicherzustellen.

    Außerdem müsse man die ambulante Versorgung in diesem Bereich durch die Einrichtung geriatrischer Institutsambulanzen ausbauen. Roland Sing verwies in diesem Zusammenhang auf Zahlen des VdK Deutschland, wonach nur in 1,41 Prozent der durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) begutachteten Fälle eine Rehaempfehlung ausgesprochen werde – also weniger als zwei Fälle bei 100 Begutachtungen! „Aus meiner Sicht gibt es hier einen ganz erheblichen Handlungsbedarf“, bekräftigte Sing und verlangte eine Steigerung der Zahl der Rehaempfehlungen durch den MDK. „Denn wenn dies nicht möglich ist, können wir uns eigentlich auch von dem Grundgedanken ‚Rehabilitation vor Pflege’ als gesetzgeberischen Auftrag verabschieden“, gab Roland Sing zu bedenken und plädierte einmal mehr für die sogenannte Integrierte Versorgung. Er verwies auf die Rechtsgrundlagen im Fünften (SGB V) sowie im Elften Sozialgesetzbuch (SGB XI) und verlangte, integrierte Versorgungsnetze durch entsprechende Verträge sicherzustellen. Mindestens im Rahmen von Modellvorhaben sollte man solche Verträge mit Einrichtungen schließen.

    Der VdK- und LSR-Landesvorsitzende sprach sich auch dafür aus, Hausärzte im Bereich der geriatrischen Rehabilitation zu qualifizieren. Gerade auch auf dem Gebiet der hausärztlichen Versorgung müsse die geriatrische Versorgung einen höheren Stellenwert bekommen. Roland Sing kritisierte in Freiburg zudem die Reha-Richtlinien, die er für zu kompliziert und für ein Hemmnis für Reha-Anträge hält. Auch die Belegungsquote sei ein wesentliches Hindernis, denn geriatrische Rehaeinrichtungen mit einer durchschnittlichen Belegung von nur 60 Prozent hätten keine Überlebenschance. „Zu warten, dass Patienten kommen, ist zu wenig“, verdeutlichte der Experte und verlangte eine verbesserte Zusammenarbeit der geriatrischen Rehabilitationseinrichtungen mit den sogenannten Zuweisern. Roland Sing plädierte des Weiteren dafür, jeweils individuell am Patienten ausgerichtete Behandlungskonzepte zu entwickeln. Es dürfe keine Rehabilitation ohne Individualität geben. Dies diene zugleich der Qualitätssicherung und letztlich der Akzeptanz von Reha. Zum Schluss seiner umfangreichen Darlegungen verwies der Vorsitzende auf die guten gesetzlichen Rahmenbedingungen, um Reha und insbesondere geriatrische Reha in Baden-Württemberg dauerhaft zu sichern. Deshalb müssten alle Beteiligten gewillt sein, die geriatrische Rehabilitation voranzutreiben und nicht nur als „eine Nische im Bereich der Krankenversicherung beziehungsweise der Pflegeversicherung“ zu bewerten. Roland Sing lenkte hier den Blick auf die mindestens bis zum Jahr 2060 feststehenden Daten und Fakten zur demografischen Entwicklung und betonte einmal mehr: „Auch deshalb gibt es zur Rehabilitation keine Alternative.“

    Anmerkung der Redaktion: Geriatrische Rehabilitation wird eine spezifische Rehabilitation für ältere Patienten genannt, welche die vielfach bei älteren Menschen vorliegenden Mehrfacherkrankungen berücksichtigt. Ziel der geriatrischen Reha ist die Wiederherstellung der individuellen Selbstständigkeit und die Vermeidung von Pflegebedürftigkeit nach einer schweren Erkrankung. Sinnvoll ist eine solche Reha vor allem nach Schlaganfällen oder nach Stürzen.

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