Erste Online-Kreisversammlung von Leonberg - Sozialverband VdK Baden-Württemberg

Erste Online-Kreisversammlung von Leonberg

Externe Referenten berichten:
Wie bestimmt Covid das Leben behinderter Menschen?

Der Kreisverband Leonberg zeigt der Pandemie die kalte Schulter und lud Mitte März trotz steigender Inzidenzwerte zur Kreisversammlung ein – Online per Videokonferenz! Wissend, dass sich der gesellige Faktor über eine Online-Versammlung schwer nach gewohntem Muster herstellen lässt, legte man den Fokus der Veranstaltung auf den informativen Teil. Thema der Versammlung war die Frage, wie die Pandemie das Leben behinderter Menschen und ihrer Angehörigen beeinträchtigt. Als externe Gäste waren Elisabeth Kolofon von der Lebenshilfe Leonberg und Wolfgang Weiss von EUTB Leonberg, der Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung, dabei. Kolofon machte in ihrem Vortrag deutlich, welchen Belastungen Angehörige und Familien behinderter Menschen seit mehr als einem Jahr ausgesetzt sind; Einen wesentlichen Grund dafür sieht sie in den zum Teil massiven coronabedingten Einschränkungen in den Betreuungseinrichtungen, Schulen oder Arbeitsstätten. Sie warnte davor, dass sich Helferinnen und Helfer aus dieser Situation heraus selbst überlasten könnten. Die Gefahr bestünde insbesondere bei der Betreuung von Menschen mit kognitiven Einschränkungen. Diese Menschen seien in der aktuellen Pandemie besonders betroffen, da die gewohnte Tagesstruktur wegfalle und Zusammenhänge und Unwägbarkeiten noch schwerer zu verstehen seien als für gesunde Menschen. Kolofon zeigte den teilnehmenden VdK-Mitgliedern in ihrem Impulsvortrag auf, welche Institutionen und Partner in Leonberg als Ansprechpartner bei der Suche nach Hilfe zur Verfügung stehen.

Über die Einführung der EUTB in Leonberg vor zwei Jahren und das unabhängige Beratungsangebot für Menschen mit Behinderung und deren Angehörige berichtete Wolfgang Weiss in seinem Vortrag. Dabei wurde aber deutlich, wie schwer auch das persönliche Beratungsangebot von den Corona-Einschränkungen betroffen ist. Telefonische Beratung sei zwar möglich, so Weiß, werde aber weniger gut angenommen – für ihn auch ein Zeichen für ein pandemiebedingtes Rückzugsverhalten und starke mentale Belastungen vieler behinderter Menschen.

In 2020 musste die große Kreisverbandsversammlung in Leonberg bereits aufgrund des Lockdowns abgesagt werden, deswegen war man sich im Kreisvorstand von Leonberg rasch einig, eine Alternative zu dem persönlichen Treffen anzubieten. Kreisvorsitzender Dr. Otto Koblinger hierzu: „Die Teilnehmerzahl unserer ersten Online-Kreisversammlung bestätigt, dass wir auch im Sozialverband VdK eine wachsende Akzeptanz für die neuen Kommunikationsmöglichkeiten haben. Die Leute wissen es zu schätzen, dass wir nach alternativen Möglichkeiten des Austauschs suchen. Damit schützen wir ja auch die Mitglieder unter uns, die als Risikokandidaten eingestuft werden – und das sind bekannter Maßen nicht wenige“.

Dr. Koblinger meint aber, jede Medaillie hätte zwei Seiten: Zur Erfahrung gehöre auch, dass man anfangs einen größeren Aufwand habe, um auch weniger Computer-affine Mitgieder mitzunehmen, die sich zunächst keine Videokonferenz zutrauen. In einem engagierten Team sei es aber auch die Verantwortung, Hilfe und Testschaltungen für Einzelne anzubieten, um niemanden auszuschließen.

Einen ganz praktischen Tipp hat Dr. Koblinger aber noch für unsere Ehrenamtlichen, die sich nun auch an das Thema Video-Konferenz herantasten möchten:
"Durch den Kauf einer USB-PC-Kamera mit Mikrofon für rund 20 Euro kann man jeden internetfähigen PC und Teilnehmer dazu befähigen."