Sozialverband VdK Baden-Württemberg - Ehrenamt im VdK
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Über 1.000 Teilnehmer und viele Aussteller beim VdK-Gesundheitstag 2018

„Die hohen Belastungen für gesetzlich Versicherte, Pflegebedürftige und Patienten müssen ein Ende haben!“, appellierte Roland Sing beim Gesundheitstag des Sozialverbandes VdK. Mehr als 1.000 Besucherinnen und Besucher kamen in die Liederhalle nach Stuttgart.

Dr. Christopher Hermann, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg mit VdK-Chef Roland Sing.

Dr. Christopher Hermann, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg mit VdK-Chef Roland Sing.© VdK

„Seit Jahren bestimmen zunehmend hohe Belastungen für Patientinnen und Patienten durch Zuzahlungen und erhebliche Leistungsausgrenzungen das Gesundheitswesen und vor allen Dingen den Bereich der Pflege. „Dies muss ein Ende haben“, forderte der Landesvorsitzende Roland Sing beim großen VdK-Gesundheitstag am 6. Oktober in der Stuttgarter Liederhalle. Dort rief Sing die Politik dazu auf, endlich für mehr Solidarität zu sorgen. Der VdK begrüßt, dass die Zusatzbeiträge in der Krankenversicherung ab 2019 nicht mehr einseitig nur von den Versicherten getragen werden müssen. Gleichwohl kann diese lange vom VdK verlangte Rückkehr zur Parität nur ein erster Schritt sein. Ganz grundsätzlich ist zu fordern, dass die Lohn- und Gehaltsbezogenheit als Basis für die Sozialbeiträge abgelöst wird. Der VdK fordert, künftig das Gesamteinkommen zugrunde zu legen. Außerdem dürfen Infrastrukturmaßnahmen in der Pflege nicht einseitig den gesetzlich Versicherten aufgeladen werden. „Das sind gesamtgesellschaftliche Aufgaben!“, betonte Roland Sing vor über 1000 Zuhörern, die aus allen Landesteilen, teils in Bussen angereist waren. Hohe Eigenanteile, Investitionskosten und Ausbildungsumlagen dürfen nicht weiter den Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen zugemutet werden. Sing bekräftigte erneut die VdK-Forderung, dass Investitionskosten für Pflegeeinrichtungen durch das Land zu tragen sind. Angesichts eines Beitragspolsters der privaten Pflegeversicherung von rund 30 Milliarden Euro muss ein Finanzausgleich zugunsten der gesetzlichen Pflegeversicherung her. Die zu erwartenden Kostensteigerungen durch mehr und besser bezahltes Pflegepersonal dürfen nicht einseitig zu Lasten der gesetzlich Pflegeversicherten gehen, sagte der Landesvorsitzende. In seinem Referat „Gesundheit und Pflege müssen bezahlbar sein!“ erinnerte Roland Sing auch daran, dass die mehr als 230 000 Mitglieder, die der VdK Baden-Württemberg zählt, nicht allein das Ergebnis einer guten VdK-Öffentlichkeitsarbeit sind, sondern weil viele Menschen die VdK-Hilfe brauchen und weil sie für ihre sozialrechtlichen Ansprüche kämpfen müssen.

VdK-Einsatz für bezahlbaren Zahnersatz

Einen VdK-USB-Stick gab’s beim Glücksrad am Stand des Landesverbands zu gewinnen.

Einen VdK-USB-Stick gab’s beim Glücksrad am Stand des Landesverbands zu gewinnen.© VdK

Den Mitgliedern und Nichtmitgliedern im Hegelsaal versicherte er, dass sich der VdK Baden-Württemberg weiterhin für bezahlbaren festsitzenden Zahnersatz für alle Versicherten einsetzen wird. Mit Blick auf Millionen Menschen, die sich festsitzenden Zahnersatz nicht mehr leisten können, verlangte Sing eine Rechtsänderung. „Denn der billigere herausnehmbare Zahnersatz macht die Nachbarzähne kaputt“, verdeutlichte der Landesvorsitzende. Ebenso erinnerte Roland Sing an die große VdK-Kampagne für eine Absenkung der Mehrwertsteuer (MwSt.) auf Arzneimittel, auf sieben Prozent, im vergangenen Jahrzehnt, die unter der Regie des im Juli verstorbenen früheren VdK-Präsidenten Walter Hirrlinger zu 2,3 Millionen Unterschriften geführt hatte. Wenngleich das Bundeskanzleramt diese Unterschriften damals ignorierte, will der VdK auch hier weiter am Ball bleiben und die Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Arznei fordern.

Der Vizepräsident des Landesapothekerverbands (LAV), Christoph Gulde, sicherte im Hegelsaal dem VdK die volle Unterstützung der Apothekerschaft in Sachen MwSt.-Absenkung zu. Gulde wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass der Staat an einem teuren Krebsmedikament für 90 Tage weit über 1000 Euro an MwSt. kassiere. Mit Blick auf bekannt gewordene Medikamenten-Lieferengpässe bei Ibuprofen und verunreinigte Blutdrucksenker sagte der Referent: „Die Gesellschaft muss sich fragen, ob es der richtige Weg ist, wenn die Produktion von Medikamentenwirkstoffen bei nur wenigen Herstellern in Asien erfolgt. 80 Prozent aller Wirkstoffe kämen nicht mehr aus Europa. Christoph Gulde erinnerte auch daran, dass es schon seit dem Jahr 1241 Apotheken in Deutschland gibt. Deren Zahl habe bis zum Jahrtausendwechsel zugenommen. Seit 2004 sei ein Rückgang zu verzeichnen. So gebe es in Stuttgart statt 150 noch 110 Apotheken. Gleichwohl ist sich der LAV-Vizepräsident sicher, dass es den Menschen, den Apotheker in der Apotheke, auch weiterhin geben werde. Im Schnitt 24 Apotheken kommen in Deutschland auf 100 000 Einwohner, in Dänemark nur sieben, im EU-Durchschnitt aber 31. Wenngleich es ländliche Gegenden gebe, wo die letzte Apotheke im Ort geschlossen wurde, so könnten die zwischenzeitlich eingerichteten analogen und die digitalen Rezeptsammelstellen wertvolle Hilfe leisten. Und diese bestehenden Angebote würden von den Einwohnern der Gemeinden auch angenommen, bestätigte Gulde.

Vorteile der Digitalisierung für Patienten

Auch Dr. Matthias Fabian, der Vizepräsident der Landesärztekammer, der über die „Medizin 4.0, Kollege Computer und Co.“ referierte, ist sich sicher, dass trotz aller Neuerungen im Zuge der Digitalisierung das persönliche Vertrauensverhältnis Arzt-Patient Bestand haben werde. Er riet dazu, zuversichtlich zu sein und nicht nur „Schwarz und Weiß“ zu sehen. Dank der Digitalisierung, die wie überall in der Gesellschaft, vor der Medizin nicht Halt macht, könnten heute viele Menschenleben gerettet oder Krankheiten besser geheilt werde. So kämen Krankenwägen dank GPS schneller zum Erkrankten oder Verunglückten und Rettungssanitäter könnten sich aufgrund der Digitalisierung in der Klinik Anweisungen für die konkrete Hilfe vor Ort holen und ihrerseits die Klinik über den einzuliefernden Patienten und dessen Symptome vorab informieren. Dr. Fabian wies darauf hin, dass ein Schlaganfall noch Ende der 1980er-Jahre ein schwerer Schicksalsschlag gewesen sei. Dagegen könne man heute, auch dank der Computertomografie besser diagnostizieren und zielgerichteter behandeln. Ebenso seien Computer nötig, um beispielsweise die extrem vielen Daten bei einzelnen Krebserkrankungen und deren genetische Zusammenhänge auszuwerten. Mit Blick auf die jüngsten Tele-medizin-Modellprojekte „docdirekt“ in Stuttgart und Tuttlingen (die VdK-Zeitung und das VdK-Gesundheitsmagazin berichteten) sprach der Internist von guten Erfahrun-gen und prognostizierte eine Ausdehnung auf ganz Baden-Württemberg. Auch Menschen im Alter 70+ seien bei „docdirekt“ dabei. Und dort, wo es beim Patienten keinen PC gebe, könne die Arzthelferin ein Tablet mitbringen und so die Telemedizin nutzbar machen.

Zuhörer im Hegelsaal

Die Plätze im Hegelsaal - in dem die zahlreichen Vortrräge stattfanden - waren begehrt.© VdK

Plädoyer für gemeinsames Handeln

Dr. Christopher Hermann, der Vorstandsvorsitzende der AOK Baden-Württemberg, sprach sich dafür aus, „die Dinge gemeinsam nach vorne zu bringe“. Der von einzelnen Personengruppen für sich erzielte Vorteil könne bei so existenziellen Fragen wie Pflege und Gesundheit nur kurzfristiger Natur sein. Dr. Hermann rief dazu auf, die Pflege als gesamtgesellschaftliche Aufgabe und Verantwortung zu sehen. Überhaupt: „Pflege ist keine Schande!“ betonte er. Mit Blick auf „Deutschlands größten Pflegedienst – die Angehörigen“ sagte er, dass sich die AOK dafür einsetzen werde, dass pflegende Angehörige alle zwei Jahre in Reha gehen können, um Burnout zu vermeiden, und nicht nur alle vier Jahre. Der AOK-Chef warb auch für die Hausarztzentrierte Versorgung (HZV), die die AOK Baden-Württemberg seit genau zehn Jahren praktiziert: „Die Hausärzte tragen die Versorgung. Sie behalten den Überblick“. Deren Lotsenfunktion gelte es zu stärken. Zugleich zeigte Christopher Hermann Verständnis für die heutigen Ärzte, die nicht mehr wie ein „Hausarzt alter Schule“, den es immer seltener gebe, leben wollten. Stattdessen könne man neue Konzepte entwickeln, beispielsweise Ärztezentren, wo man auch in Teilzeit arbeiten könne. Auch auf die stationäre Versorgung kam Dr. Hermann zu sprechen. Wenngleich manche Schließung eines kleinen Krankenhauses vor Ort auf Kritik stoße, so müsse man doch bedenken, dass es eine hochqualifizierte medizinische Versorgung aus vielerlei Gründen nur in großen Klinikzentren geben könne. Auch eine Forsa-Studie vom Januar 2018 habe gezeigt, dass 84 Prozent der Baden-Württemberger bei planbaren Operationen lieber in ein großes Krankenhaus wollten. Gleichwohl müsse die medizinische Versorgung überall gesichert werden, hob der Referent hervor und lobte in diesem Kontext ausdrücklich die Landesregierung.

Hinweis der Redaktion: Über das Nachmittagsprogramm mit den beiden Arztvorträgen zur Herz-Kreislauf-Thematik von Dr. Richard Daikeler und zur Schmerzproblematik von Privatdozent Dr. Jens Keßler wird in Kürze in der VdK-Zeitung ausführlich berichtet, außerdem über das kulturelle Programm-Highlight der VdK-Großveranstaltung mit dem Arzt und Kabarettisten Lüder Wohlenberg, der die Lachmuskeln der 1000 Zuhörer strapazierte.

Mehr Bilder sowie die Vorträge zum Download finden Sie auf der Internetseite des VdK-Landesverbandes.

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  1. Dr. Christopher Hermann, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg mit VdK-Chef Roland Sing. | © VdK
  2. Einen VdK-USB-Stick gab’s beim Glücksrad am Stand des Landesverbands zu gewinnen. | © VdK
  3. Zuhörer im Hegelsaal | © VdK

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