Sozialverband VdK Baden-Württemberg - Ehrenamt im VdK
Url dieser Seite: http://vdk.de/bawue-marketing/ID214937
Sie befinden sich hier:

Brigtte Seidel über Schreibstil der einfachen Sprache

Einfache Sprache ermöglicht es, Sachverhalte verständlicher zu machen. Menschen mit Lernbehinderung oder kognitiven Beeinträchtigungen können Texte besser vestehen.Brigitte Seidel übersetzt die VdK-Zeitung und erklärt das besondere daran.

Brigitte Seidel schreibt Artikel der VdK-Zeitung in Einfache Sprache um.

Brigitte Seidel schreibt Artikel der VdK-Zeitung in Einfache Sprache um.© Privat

Seit der Ratifizierung der UN-Behindertenrechts-Konvention (UN-BRK) im Jahr 2009 durch die Bundesrepublik heißt für alle das Ziel: Alle Menschen sollen gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben – in all seinen Facetten und in allen Bereichen – teilhaben können. Die früher angestrebte Integration von behinderten Menschen in die vorhandene und oft barrierenreiche Gesellschaft ist passé. Jetzt geht es darum, die Inklusion zu praktizieren. Und dies bedeutet auch, Barrieren im sprachlichen und im kognitiven Bereich zu beseitigen oder gar nicht erst entstehen zu lassen. "Wir vom Sozialverband VdK stellen immer wieder fest, dass auch unsere Mitglieder große Schwierigkeiten haben, Gesetzestexte, Bescheide oder Formulare von Behörden zu verstehen", betonte schon vor Langem Roland Hailer, der Kreisvorsitzende von Lahr.

Er knüpfte vor rund fünf Jahren für den VdK den Kontakt zur Expertin für einfache Sprache, Brigitte Seidel. Denn Hailer sieht auch aufgrund der demografischen Entwicklung mehr Bedarf an einfacher Sprache. "Teilhabe kann nur verwirklicht werden, wenn Informationen verständlich für alle Menschen weitergegeben werden," ist auch er überzeugt.

Die sogenannte einfache Sprache bietet eine gute Möglichkeit, geschriebene Sprache für viele verständlicher zu machen. So können Menschen mit Lernbehinderung oder kognitiven Beeinträchtigungen, mit demenziellen Erkrankungen oder auch mit geringen Kenntnissen der deutschen Sprache Texte leichter verstehen, ihren Inhalt erfassen und so teilhaben. Der Sozialverband VdK Baden-Württemberg lässt denn auch seit rund zwei Jahren, und Ausgabe für Ausgabe, ausgewählte Artikel der Ba-den-Württemberg-Ausgabe der VdK-Zeitung in einfache Sprache übersetzen und platziert diese im Internet. Für diese wertvolle Aufgabe steht die Journalistin und Sozialpädagogin Brigitte Seidel zur Verfügung, die ein breites Spektrum an Sprachverstehen abdeckt und viel Einfühlungsvermögen für verschiedene Zielgruppen besitzt. „Das ist für diese Tätigkeit immens wichtig“, sagt Seidel, die mit Menschen mit kognitiven Einschränkungen gearbeitet hat.

Die Expertin begrüßt die immer breitere Akzeptanz von einfacher Sprache in der Gesellschaft – auch, weil der Bekanntheitsgrad steigt. Gleichwohl sei das Thema nicht unumstritten. Einen Grund hierfür sieht Brigitte Seidel in der Deutungshoheit, um die von Seiten verschiedener Fachgruppen gestritten wird. Schließlich gibt es neben der einfachen Sprache noch die Leichte Sprache (Anmerkung der Redaktion: Hierbei wird das Adjektiv großgeschrieben, da es sich um einen Eigennamen handelt) sowie die bürgernahe Sprache – also drei unterschiedliche Sprachstile.

Die Leichte Sprache sei, so Seidel, noch weitgehend ein Praxisphänomen, das aus der Behindertenrechtsbewegung kommt und mit einem eigenen Regelwerk entwickelt wurde. Die bürgernahe Sprache wurde dagegen speziell für Verwaltungsstrukturen von Behörden entwickelt. Denn 2011 hat die Bundesregierung eine Verordnung zur Schaffung barrierefreier Informationstechnik (BITV 2.0) erlassen. "Damit soll allen Bürgern ein ungehinderter Zugang zu Informationen ermöglicht werden", betont Brigitte Seidel und verweist auf das Jahr 2019, in dem diese Verordnung vor allem in den Behörden, aber auch in Wirtschaftsunternehmen, Verbänden, Bildungseinrichtungen, Medien und bei Dienstleistern verbindlich umgesetzt sein soll. Sie sollen ihre Informationen so weitergeben, dass alle sie verstehen und nutzen können."

Fremdwörter, Fachjargon und Schachtelsätze entrümpeln

Ihre Arbeit als Übersetzerin in einfache Sprache sieht die Journalistin und Sozialpädagogin darin, Originaltexte, die oft gespickt sind mit Fremdwörtern, Fachjargon und langen Schachtelsätzen, in eine einfache oder auch leichte und verständliche Sprache zu übertragen. "Die große Herausforderung besteht dabei darin, Inhalte so wiederzugeben, dass sie gut zu verstehen sind, aber keine wesentlichen Inhalte weggelassen werden", stellt Seidel klar. "Das ist dann manchmal wie 'Die Sendung mit der Maus': Es wird viel erklärt und/oder mit Beispielen gearbeitet. Man kann sagen, je genauer die Zielgruppe derer, die die Informationen bekommen sollen, bekannt ist, desto punktgenauer kann man agieren". Bei Texten, die eine breite Gesellschaftsgruppe erreichen sollen, lasse sich dies allerdings kaum genau bestimmen. Für Brigitte Seidel gilt daher: "dafür sorgen, dass eine eindeutige Klarheit von Inhalten gegeben ist". Dies bedeutet: "Kurze Sätze und ein Schriftbild, das auch Leser mit Seheinschränkungen die Inhalte erkennen lässt". Und Seidel verweist hier noch auf einen weiteren wesentlichen Aspekt: "In meiner Praxis habe ich immer wieder gemerkt, wie wichtig ein gutes Sprachverständnis und das Sprachgefühl sind. Es reicht nicht aus, Inhalte funktional anhand eines Regelwerkes zu übersetzen". Vielmehr müsse man stets um die Begriffe, die am besten passen, ringen. "Dabei ist es hilfreich, wenn man die Sprachgewohnheiten der Adressaten kennt", stellt Seidel abschließend klar.

Kontakt
Brigitte Seidel, E-Mail
Telefon (01 51) 51 49 19 76

Bildrechte einblenden

Bildrechte auf der Seite "https://www.vdk.de/bawue-marketing/ID214937":

  1. Brigitte Seidel schreibt Artikel der VdK-Zeitung in Einfache Sprache um. | © Privat

Liste der Bildrechte schließen

Datenschutzeinstellungen

Wir setzen auf unserer Website Cookies ein. Einige von ihnen sind notwendig, während andere uns helfen, unser Onlineangebot zu verbessern.

  • Notwendig
  • Externe Medien
Erweitert

Hier finden Sie eine Übersicht über alle verwendeten Cookies in externen Medien. Sie können Ihre Zustimmung für bestimmte Cookies auswählen.