Sozialverband VdK Baden-Württemberg - Ehrenamt im VdK
Url dieser Seite: http://vdk.de/bawue-marketing/ID205794
Sie befinden sich hier:

"Ich habe sechs Stunden für sein Weiterleben gegeben"

Für den Grünsfelder Elmar Weber war es ganz klar, dass er mitmacht, als 2010 an seiner Schule eine Typisierungsaktion für Stammzellenspender angeboten wird. "Ich habe damals schon Blut gespendet und alle 16 Minuten erkrankt in Deutschland ein Mensch an Blutkrebs. Wenn ich da mit einem Pikser helfen kann."

Elmar Weber (l.) und Carlo, bei Ihrem ersten Treffen in Deutschland.

Elmar Weber (l.) und Carlo, bei Ihrem ersten Treffen in Deutschland.© Privat

Darum habe ich mich damals mit 20 registrieren lassen." Und doch ist der Pikser - die Blutabnahme - für viele Menschen früher eine Hürde gewesen.. Inzwischen ist das Verfahren sehr vereinfacht worden: Mit einem Speichelabstrich, dem aus jedem Krimi bekannten Wattestäbchen im Mund, kann heute schnell und schmerzfrei ein Stammzellenspender registriert werden. Das Zellmaterial auf dem Wangenabstrich reicht heute aus, um den Spendenwilligen in eine internationale Datenbank aufzunehmen.

Für an Blutkrebs (Leukämie) erkrankte Menschen ist ein Stammzellenspender die einzige Rettung im Kampf gegen den Krebs. Stammzellen sind die Mütter aller Blutzellen. Nach einer Übertragung, bilden die Spenderstammzellen beim kranken Menschen gesunde weiße und rote Blutkörperchen und Blutplättchen. Jedoch ist es nicht so leicht, einen Spender zu finden. Denn die Gewebemerkmale von Spender und Empfänger müssen fast 100 Prozent übereinstimmen. Die Wahrscheinlichkeit, einen passenden Spender zu finden, sind schwindende gering. Höchsten fünf Prozent der registrierten Stammzellenspender werden innerhalb der folgenden zehn Jahre zu Spendern für Erkrankte.

Auch Elmar Weber hörte nach seiner Spenderregistrierung lange nicht von der Deutschen Knochenmarksspende (DKMS). Erst im September 2012 kommt ein Brief: "Ich kam als potenzieller Spende in Frage und wurde gebeten, einen Gesundheitscheck und die Bestätigungstypisierung durchzuführen. Dafür schickte mir die DKMS ein Blutspendeset zu," erzählt Weber. Beim Hausarzt lässt sich Weber dann Blut abnehmen und schickte alles zurück an die DKMS, die seine Gewebemerkmale nochmals analysiert: ein Volltreffer. Webers Gewebemerkmale stimmen mit denen des erkrankten Patienten überein.

Stammzellen werden der Blutbahn entnommen
Schließlich geht es im März 2013 dann richtig los: "In der Uniklinik Tübingen, die ich mir aussuchen konnte, wurde ich voruntersucht. Im Vorfeld wurde ich sehr intensiv durch die DKMS auf den Termin vorbereitet. Wir telefonierten zu allen Unklarheiten. Es gab eine sehr persönliche Betreuung, die mich gut vorbereitet hat." Weber, inzwischen Student der Erziehungswissenschaften, legt den Termin für die Stammzellenspende in seine Semesterferien. Eine Woche vor dem Eingriff spritzt er sich ein Medikament. Dieses steigert die Anzahl der Stammzellen im Blut. Und dann geht die Spende los: "Eigentlich ist das nicht anders, als bei einer Blutplasmaspende. Auf einer Seite des Armes geht das Blut über einen Schlauch raus und auf der anderen Seite des Armes geht das Blut nach der Stammzellenentnahme wieder rein," erklärt Weber. In rund 80 Prozent der Fälle werden die Stammzellen wie bei Weber aus der Blutbahn entnommen, durch die sogenannte Periphere-Stammzellspende. Seltener geworden ist die Knochenmarkspende mit einem operativen Eingriff.

Weber ruht sich nach der 6-stündigen Behandlung noch einen Tag in Tübingen aus und geht am nächsten Tag wieder zur Uni. Über seinen Spender weiß er zu diesem Zeitpunkt nichts. Weder Land noch Name. "In Deutschland ist es so, dass man nicht sofort wissen darf, wer der Patient ist. Ich habe 2-3 Wochen später nur einen Brief erhalten, dass alles geklappt hat. Damit war für mich das Thema auch erst einmal gegessen," so Weber

"Es ist anders, wenn der Empfänger ein Gesicht bekommt" Zwei Jahre später erhält Weber ganz überraschen einen Brief von der DKMS. Sein Empfänger hatte sich gemeldet: "Der Empfänger und seine Eltern hatten mir geschrieben. Ich war ganz überrascht. Nach dem Austausch der Kontaktdaten haben Carlo und ich uns erst mal auf Facebook gefunden. Dort habe ich dann auch seine Krankengeschichte lesen können. Er hat viel über den Leidensweg mit dem Krebs geschrieben und Fotos von sich und seiner Freundin gepostet."
Weber erfährt von Carlo, dass er bereits sehr lange im Krankenhaus war, als die Nachricht, der ersehnte Hoffnungsschimmer auf ein Weiterleben kommt: Während Weber sich nach der Stammzellenentnahme in Tübingen ausruhte, waren seine Stammzellen bereits auf dem Weg nach Kanada. "Es hat über zwölf Stunden gedauert, bis meine Stammzellen bei Carlo waren." Besonders gerührt war Weber über den Brief der Eltern. "Sie dankten mir von ganzem Herzen und schrieben, dass sie Carlos Geburtstage, Weihnachten und vor allem seine Hochzeit nur wegen meiner Spende erleben durften. Dieser Kontakt war sehr entscheidend. Denn ich habe realisiert, dass meine Spende für ihn das Weiterleben bedeutet hat."

2015 treffen sich Elmar Weber und Carlo schließlich persönlich. Auf ihrer Hochzeitsreise durch Italien und der Schweiz, macht der Kanadier mit seiner Frau einen Stopp in Deutschland. "Das erste Treffen war schon komisch: Ich treffe jemanden, den ich gar nicht kenne, aber irgendwie dann doch schon. Es war eine Herzlichkeit da, mit der ich nicht gerechnet habe und wir haben uns wenig über die Stammzellenspende unterhalten. Denn irgendwie geht das Leben ja jetzt auch weiter", resümiert Weber, der inzwischen Lehrer im Referendariat ist und nach dem Studium Carlo und seine Familie in Kanada besuchen wird.

Bildrechte einblenden

Bildrechte auf der Seite "https://www.vdk.de/bawue-marketing/ID205794":

  1. Elmar Weber (l.) und Carlo, bei Ihrem ersten Treffen in Deutschland. | © Privat

Liste der Bildrechte schließen

Datenschutzeinstellungen

Wir setzen auf unserer Website Cookies ein. Einige von ihnen sind notwendig, während andere uns helfen, unser Onlineangebot zu verbessern.

  • Notwendig
  • Externe Medien
Erweitert

Hier finden Sie eine Übersicht über alle verwendeten Cookies in externen Medien. Sie können Ihre Zustimmung für bestimmte Cookies auswählen.