Pflegereform und Flüchtlinge prägten Tübinger Herbstveranstaltung - Sozialverband VdK Baden-Württemberg

Pflegereform und Flüchtlinge prägten Tübinger Herbstveranstaltung

Die Herbstversammlung des Kreisverbands Tübingen ist die große alljährliche Tübinger VdK-Veranstaltung. Sie hat eine lange Tradition und geht zurück in die Gründerzeit des Kreisverbands. Dies kam auch im Grußwort des Bezirksverbandsvorsitzenden Georg Wiest zum Ausdruck. Der Kreisvorsitzende Manfred Brüssel freute sich, wieder rund 400 Mitglieder und Gäste in der Pfrondorfer Schönbuchhalle begrüßen zu können. Besonders erwähnte er die Anwesenheit der CDU-Bundestagsabgeordneten und parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, Annette Widmann-Mauz, des SPD-Bundestagsabgeordneten und Rentenexperten, Dr. Martin Rosemann, und der Bundestagsabgeordneten (MdB) von Die Linke und Sozialexpertin, Heike Hänsel. Die Städte und Gemeinden im Einzugsgebiet des VdK-Kreisverbands wurden durch den Oberbürgermeister von Mössingen, Michael Bulander, vertreten. Dessen Grußwort begann mit dem Hinweis auf den Leitspruch des VdK Baden-Württemberg: "Im Mittelpunkt der Mensch". Darin sieht Bulander die ebenso einfache wie eindrückliche Botschaft, mit der der Sozialverband VdK seine wichtige Arbeit sehe und anpacke.

MdB Dr. Rosemann würdigte ebenfalls die VdK-Arbeit. Um im Alter ordentlich leben zu können, brauche es beim "Rentenpaket" Verbesserungen. Ebenso seien Verbesserungen bei der Pflege dringend notwendig. Hier verwies der Abgeordnete auf das Pflegestärkungsgesetz II, das zum Januar 2016 in Teilen in Kraft treten soll. Ein Jahr später soll das neue Begutachtungsverfahren mit fünf Pflegegraden kommen. Zur aktuellen Flüchtlingsthematik sagte der SPD-Politiker: "Hilfe für Menschen in Not ist eine humanitäre Pflicht!" Das Thema nahm denn auch einen breiten Raum bei dieser Herbstversammlung ein. Viele sahen eine Herausforderung auf die ganze Gesellschaft zukommen. Und Bezirkschef Wiest betonte: "Der VdK ruft alle Mitglieder auf, sich solidarisch mit Flüchtlingen zu zeigen."

Der Vorsitzende des Bundesausschusses des VdK Deutschland und Landesvorsitzende des Saarlands, Armin Lang, ging ebenfalls auf das Thema Flüchtlinge ein, das zurzeit in Deutschland in aller Munde ist. Für den Sozialverband VdK stehe es außer Frage, dass diesen Menschen aus humanitären Gründen geholfen werden müsse. Er warnte aber die Politik davor, die Flüchtlinge als Vorwand zu benutzen, soziale Leistungen einzuschränken oder notwendige Reformen entsprechend den Vorgaben der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen (UN-BRK) zurückzustellen. In seinem mit Spannung erwarteten Referat "Reform der Pflege - Mehr als Pflegeversicherungsreform" sagte Armin Lang: "Alle Welt redet von der älter werdenden Gesellschaft. Tatsache ist aber, die Zahl der Hochbetagten steigt, ebenso die der mehrfach Kranken, die Zahl der jungen Menschen ist rückläufig und der "Heimsog" steigert bereits die Zahl der Heimunterbringungen pflegebedürftiger Menschen." Oberstes Gebot sei aber die häusliche Versorgung der Pflegebedürftigen. Daraus lasse sich ein vielfältiger Handlungsbedarf ableiten, bekräftigte der saarländische VdK-Chef an die Adresse der Politik. Dies beträfe die sogenannten Pflegestützpunkte ebenso wie beispielsweise das Arbeitsleben. Hier forderte Lang eine gerechte Arbeitszeitregelung ohne Nachteile für die Betroffenen. Und der Bundesausschussvorsitzende betonte in der Schönbuchhalle: "Weil wir kurzfristig mehr Hilfen und nicht langfristige Vertröstungen brauchen, muss umgehend für die pflegerische Versorgung mehr Geld zur Verfügung gestellt werden."

Die letzte Stunde der bewährten Großveranstaltung diente der Unterhaltung. Es spielte die "Gluzger Jazzband" aus Rottenburg mit "Schwabojazz" pur. Zum Schluss dankte Bezirks- und Kreisfrauenvertreterin Ursula Moosburger allen Rednern und Helfern und insbesondere dem VdK Pfrondorf für Ausschmückung, Bestuhlung und leckere Verpflegung.