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Yoga für alle – Übungen lassen sich anpassen

Von: Jennifer Circelli

Yoga ist in Deutschland längst angekommen, es ist gesund und verbessert die Mobilität. Ein Klischee hält sich jedoch hartnäckig: Die Übungen seien nur etwas für junge, schlanke und bewegliche Menschen.

Sophie Schwarz macht eine Yoga-Übung in ihrem Studio.
Influencerin Sophie Schwarz: „Yoga hilft mir, nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren.“ © privat

Gut für Gelenke, Herz, Kreislauf und Psyche

Ein kollektives „Om“ leitet die Stunde ein. In drei Reihen sitzen Yoga-Anhängerinnen und -Anhänger im Schneidersitz auf ihren Meditationskissen und lauschen der Begrüßung des Lehrers. Sanfte Mobilisierungsübungen wecken Bänder und Sehnen auf und bereiten die Teilnehmenden auf die anschließende Stunde vor. 

Yoga ist in seinem Kern eine philosophische Lehre mit sowohl geistigen als auch körperlichen Übungen. Die aus Indien stammende Praxis hält Gelenke und Muskeln geschmeidig, stärkt Herz und Kreislauf, fördert die Konzentration und wirkt ausgleichend auf die Psyche. Ziel ist es, Körper und Geist in Einklang zu bringen.
 

Auch für Ältere und Menschen mit mehr Gewicht geeignet

Allerdings ranken sich um Yoga und um die Menschen, die es praktizieren, viele Vorurteile. Darunter die Behauptung, dass Yogis ausschließlich hyperflexibel, schlank und weiblich seien. Doch verlangt es keinen besonders sportlichen oder spirituellen Hintergrund, um Yoga zu praktizieren. Auch ältere oder übergewichtige Menschen können sich darin üben. 

Alles, was man für den Einstieg braucht, ist eine Matte, eine kompetente Lehrerin oder einen kompetenten Lehrer und die Motivation, eine Routine in den Alltag zu etablieren – ungeachtet des Alters oder der körperlichen Voraussetzung.

Die deutsche Influencerin und Yogalehrerin Sophie Schwarz, Gründerin von „Externer Link:Sophie‘s Safe Space“, räumt auf ihrem Social-Media-Kanal mit einigen dieser Vorurteile auf und zeigt, dass man in keine bestimmte Kleidergröße passen muss, um sich und seinem Körper etwas Gutes zu tun. Sophie und ihr Team bieten mehrmals pro Woche online einen sicheren Raum für „Body Kind & Fat Friendly Yoga“ (Körper- und fettfreundliches Yoga). „Yoga bedeutet Verbindung. Sich in einem unsicheren Raum zu bewegen, ist für die meisten Menschen unmöglich. Deswegen habe ich 2020 all meinen Mut zusammengefasst und Sophie‘s Safe Space gegründet. Ein Raum für dicke, mehrgewichtige Menschen. Ohne Druck, ohne Gewichtsthematiken, ohne Be- oder Verurteilung“, sagt Sophie.

Ihre Praxis steht unter dem Motto „Du bist genug“ und möchte insbesondere mehrgewichtigen Menschen die Angst vor dem Yoga-Einstieg nehmen. „Jeder Mensch sollte die Möglichkeit haben, sicher Yoga praktizieren zu dürfen“, schildert Sophie, die persönlich viel Kraft aus dem Yoga schöpft. „Ich bin 2022 Mama geworden. Meine Tochter hat eine schwere Krankheit und ist von Geburt an blind. Yoga hilft mir, nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren und bei mir und in meinem Körper zu bleiben.“

Hilfsmittel sind erlaubt

Sophies Geschichte und ihre Arbeit veranschaulichen, dass es beim Yoga nicht nur darauf ankommt, auf Anhieb den perfekten Kopfstand oder die atemberaubendste Rückbeuge zu vollbringen. Stattdessen können die einzelnen Übungen auf individuelle körperliche Voraussetzungen angepasst werden.

Gerade bei Seniorinnen und Senioren häufen sich Gebrechen und Vorerkrankungen. Hilfsmittel wie Kissen, Decken, Blöcke oder Knieschoner können im Alter dabei helfen, vermeintlich unerreichbare Positionen abzuwandeln. Typische Praktiken für ältere Yogis sind beispielsweise Vorwärts- und Rückwärtsbeuge, Umkehrhaltungen, Steh- und Drehübungen. Auch das sogenannte Stuhl-Yoga kann dabei helfen, die Beweglichkeit und den Bewegungsradius der Teilnehmenden zu verbessern sowie Stress und Ängste abzubauen und somit die Lebensqualität im Alter zu verbessern.