23. November 2016
Pressemeldungen

VdK: Saarland Schlusslicht bei barrierefreien Bahnhöfen

Der VdK Saarland hat mehr Mittel für den barrierefreien Umbau von Bahnhöfen gefordert. Bei einer Pressekonferenz im Bahnhof Sulzbach präsentierte der größte saarländische Sozialverband eine Landkarte, auf der der aktuelle Stand der Barrierefreiheit mit farbigen Stecknadeln markiert war. Demnach ist nur etwa die Hälfte der 77 saarländischen Bahnhöfe stufenlos erreichbar, womit das Saarland bundesweit Schlusslicht ist.

Sulzbachs Bürgermeister Michael Adam mit dem VdK-Landesvorsitzenden Armin Lang und VdK-Geschäftsführer Peter Springborn (beide VdK) auf dem Bahnsteig. Rechts VCD-Vorstandsmitglied Erhard Pitzius. | © Wimmer/VdK

An der Pressekonferenz nahmen der VdK-Landesvorsitzende Armin Lang, Vertreter des Verkehrsclub Deutschland (VCD) sowie der Sulzbacher Bürgermeister Michael Adam teil.

Mit 43 stufenlosen Bahnhöfen (56 Prozent) ist das Saarland klares Schlusslicht und liegt weit hinter dem Bundesschnitt (75 Prozent). Besonders schlecht ist es im Saarland um die Blindenleitstreifen bestellt: diese fehlen auf rund der Hälfte der Bahnhöfe und das auch in größeren Städten wie der Kreisstadt Neunkirchen. Auch in Homburg, Völklingen, St. Ingbert und St. Wendel sind nicht alle Bahnsteige mit den Leitstreifen gekennzeichnet.

VdK und VCD appellierten an die Bahn, die sogenannte Prioritätsregel aufzuheben. Demnach werden Bahnhöfe mit mehr als 1000 Reisenden pro Tag bevorzugt barrierefrei umgebaut. Unterhalb dieser Grenze werden kostenaufwendige Maßnahmen wie Aufzüge oder lange Rampen nur bei „besonderem Bedarf“ wie zum Beispiel einer Behinderteneinrichtung in der Umgebung umgesetzt. Laut Deutscher Bahn gibt es in Deutschland rund 5.400 Bahnhöfe, von denen rund 3500 Stationen von weniger als 1000 Fahrgästen frequentiert würden.

Zahl der Reisenden nicht entscheidendes Kriterium

Die Zahl 1000 darf nicht das Kriterium für den barrierefreien Umbau sein. Viel wichtiger ist, zu schauen, wer auf den Bahnhof angewiesen ist. Wenn sich Krankenhäuser, Seniorenheime oder Einrichtungen für behinderte Menschen in näherer Umgebung befinden, muss der Umbau dort zur Pflicht werden“, forderte Armin Lang. Ziel sei, den Druck zu erhöhen und das Bewusstsein zu steigern, es sei keine Frage des Geldes. „Menschen mit Handicap können oft kein Auto fahren und müssen mit dem Zug kommen. Darum ist unsere Forderung: Weg mit den Barrieren! Damit kein Mensch draußen stehen bleibt, weil er nicht reinkommt."

VdK-Landesgeschäftsführer Peter Springborn wies darauf hin, dass die Knappschaftsklinik neben dem Sulzbacher Bahnhof in ihrer Neurologie-Abteilung zahlreiche Patienten mit Multipler Sklerose betreue, die häufig unter Gehbehinderungen leiden. Der Bahnhof ist insofern nicht barrierefrei, als er nicht stufenlos zu erreichen ist, über keine Markierungen für sehbehinderte Menschen verfügt und die Bahnsteige zu niedrig sind.

Die Grenze von 1000 Fahrgästen bezeichnete Springborn als „vorgeschobenes Argument“, da zwei Drittel aller Bahnhöfe in Deutschland weniger Fahrgäste haben – dennoch seien bereits 75 Prozent stufenfrei. In manchen Bundesländern liege diese Zahl sogar bei über 90 Prozent.

Michael Adam zeigte sich erfreut, dass er von der Bahn die Zusage eines barrierefreien Umbaus ab nächstem Frühjahr bekommen habe – trotz geringerer Reisendenzahl. Sulzbach sei ein leuchtendes Beispiel der Ausnahme, wie es anders gehen könne. Der Einbau eines Aufzugs und die Erhöhung des Bahnsteigs seien dringend notwendig, da die Knappschaftsklinik die überregional bekannte Augenklinik beherbergt und die Patienten meist mit der Bahn anreisen müssten, weil ihre Sehfähigkeit nach dem Eingriff oft eingeschränkt sei. Zudem sei vor wenigen Monaten in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs ein Wohnhaus für Senioren errichtet wurden.

Viele Bahnhöfe nur "pseude-barrierefrei"

Erhard Pitzius, Vorstandsmitglied im VCD, sagte, dass viele Bahnhöfe, die die Bahn als barrierefrei einstuft, nur „pseudo-barrierefrei“ seien, wie beispielweise der Bahnhof in Fischbach-Camphausen oder in Beckingen, wo die Bahnsteige zwar stufenlos erreichbar sind, aber für einen Wechsel auf das andere Gleis große Umwege in Kauf genommen werden müssen. „Seit unserem Bahnhofstest im Jahr 2008 wurden zwar einige Bahnhöfe barrierefrei umgebaut wie Merzig oder Völklingen. Im Bereich der Anschlusssicherung ist jedoch noch sehr viel zu tun. Ziel ist der direkte Zugang zum Bahnsteig anstelle von Umwegen“, sagte Pitzius.

Das Bundesverkehrsministerium hat ein Modernisierungsprogramm für weniger frequentierte Bahnhöfe aufgelegt, allerdings profitieren davon lediglich drei Bahnhöfe (Bubach, Bexbach und Eppelborn), in die eine Summe von 2,8 Millionen Euro an Bundesmittel fließt. Bei mehr als 30 nicht stufenlosen Bahnhöfen ist dies entschieden zu wenig. Insgesamt investiert der Bund 80 Millionen Euro in den Umbau von bundesweit 108 Bahnhöfen, weitere 80 Millionen Euro finanzieren die Länder.

Barrierefreiheit für 13 Bahnhöfe geplant

Auf der Karte ist der Stand der Barrierefreiheit mit unterschiedlich farbigen Stecknadeln markiert. Aufgrund der Vielzahl der Bahnhöfe konnten nicht alle Stationen markiert werden. | © VdK

Nach Angaben der Bahn ist Barrierefreiheit in dreizehn saarländischen Bahnhöfen geplant. Bis 2017 sollen zudem Bexbach, Güdingen und Ottweiler umgebaut werden. In Merzig sollen die Aufzüge am Hauptbahnhof bis spätestens Dezember in Betrieb gehen – dies war eigentlich bereits im Frühjahr geplant.

Der Umbau des Bahnhofs in Perl an der Grenze zu Luxemburg soll laut Perls Bürgermeister bis 2018/19 in Angriff genommen werden. Die Barrierefreiheit ist zudem für folgende Bahnhöfe geplant: Auersmacher, Bübingen, Bildstock-Lautzkirchen, Dirmingen, Hanweiler-Rilchingen sowie Bierbach. Anfang des Jahres wurde außerdem der barrierefreie Bahnhof Türkismühle eingeweiht.

Die Bahn unterteilt Barrierefreiheit in zwei Bereiche: Stufenfreiheit und Blindenleitstreifen. Hinzu kommen die Erhöhung von Bahnsteigen, der Einsatz von Hubliften oder Rampen sowie das Anbringen von taktilen Leitsystemen. Diese umfassen neben Blindenleitstreifen auch Rippen- und Noppenplatten zur Warnung vor Bordsteinkanten und Einstiegspunkten, Handlaufbeschriftungen in Prismen- oder Brailleschrift und Kontraststreifen an Treppenstufen beziehungsweise kontrastreiche Schilder.

Pro Jahr werden laut Deutscher Bahn bundesweit 100 Stationen barrierefrei ausgebaut. Stufenfrei ist ein Bahnhof, wenn Reisende alle Bahnsteige vom öffentlichen Straßenraum aus erreichen können, zum Beispiel über Gehwege, höhengleiche Gleisübergänge, lange Rampen oder Aufzüge, so die Bahn. Bundesweit seien 4.070 Bahnhöfe (etwa 75 Prozent) stufenfrei erreichbar. Zudem seien 58 Prozent der Bahnsteige so erhöht worden, dass ein stufenfreies Einsteigen möglich ist. Mehr als die Hälfte der 9.300 Bahnsteige verfügten über ein taktiles Leitsystem.

Anmerkung: Die 1000-Reisende-Regel ist auf Seite 46 des 3. Programms der Deutschen Bahn AG zu finden. Weitere Informationen zum barrierefreien Ausbau von Personenbahnhöfen gibt es in diesem Faltblatt sowie im Medienpaket Barrierefreies Reisen.

Schlagworte barrierefrei | Barrierefreiheit | Bahnhof | Sulzbach | Saarland | öffentliche Verkehrsmittel | VCD

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