Sozialverband VdK - Ortsverband Korntal-Münchingen
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Für den Frieden - und gegen das Vergessen: Volkstrauertag 2023

Worte des Gedenkens des VdK-Vorsitzenden Dr. Otto Koblinger
auf dem Friedhof in Münchingen am 19. Nov. 2023

Sehr geehrte Damen und Herren, sehr verehrte Vertreter der Stadt und der Kirchen, liebe Mitwirkende, verehrte Anwesende.
Als Vorsitzender des Sozialverbands VdK Korntal-Münchingen darf ich Sie und alle Mitwirkende hier auf dem Friedhof in Münchingen, auch im Namen der Stadt Korntal-Münchingen, recht herzlich zu dieser Gedenkveranstaltung begrüßen.

Der VdK wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von Kriegsopfern, Hinterbliebenen und Geflüchteten gegründet, um sich gegenseitig zu unterstützen und politisches Gehör zu finden. Die Botschaft, welche diese Menschen damals vereinte, war eindeutig: nie wieder Krieg!
Und diesen Anspruch gegen kriegerische Gewalt und für den Frieden einzutreten, haben wir auch in den modernen Sozialverband VdK hinübergenommen.

Der Volkstrauertag heute ist ein Tag des stillen Gedenkens an alle Opfer von Krieg und Gewalt und zugleich ein Tag der Besinnung, wie wir heute auf Krieg, Gewalt und Terror reagieren; was wir heute für Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit und Menschlichkeit tun können.

Dieser Tag ist zugleich aber auch ein Tag der Trauer. Wir trauern um die Opfer von Gewalt und Krieg überall auf der Welt, um Frauen, Männer und Kinder, die ihr Leben verloren haben oder deren Leben der Krieg überschattet hat. Denn Krieg bedeutet neben Tod auch vielfach Hunger, Leid und Not. Zerfetzte Arme und Beine, das Auge verloren. Krieg kennt keine Gewinner, sondern nur Verlierer.

Und wir gedenken den Menschen, die wegen ihres Glaubens, ihrer Abstammung, ihrer Sexualität oder ihrer politischen Gesinnung damals und auch heute immer wieder zu Opfern wurden und werden. Insbesondere gedenken wir den Menschen die wegen ihrer körperlichen und geistigen Behinderung als Krüppel, als „unwertes Leben“ bezeichnet, verfolgt, diskriminiert und getötet wurden.

Allein die beiden großen Weltkriege des 20. Jahrhunderts haben weit über 100 Millionen Menschenleben gefordert. Städte und Dörfer lagen in Trümmern. Hinzu kommen Millionen Menschen, die verwundet und verstümmelt wurden. Unsere Vorstellungskraft versagt, muss versagen angesichts der gewaltigen Opferzahlen- und das selbst angesichts der schrecklichen Kriegsbilder, die wir aktuell im Fernsehen sehen.

Doch die Opfer von Kriegen haben 2022 wieder einen traurigen Höchststand erreicht. 238.000 Menschen, so viele Einwohner wie die Stadt Freiburg im Breisgau zählt, sind getötet worden (Quelle: Global Peace Index). Noch mehr Menschen starben durch Hunger, unbehandelte Krankheiten und nach Flucht. Dies ist erschreckend und gibt zu denken. Denn hinter diesen 238.000 Menschen stehen Einzelschicksale. Jedes für sich.

Mit Blick auf die Ukraine ist Krieg für uns so nah wie seit langem nicht mehr. Wir gedenken der Opfer und Leidenden in der Ukraine und bieten den Geflüchteten hier vor Ort unsere Hand. Bei all den Emotionen dürfen wir nicht vergessen, dass der Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine nicht vom gesamten russischen Volk ausgeht, sondern von einer machthungrigen Elite. Unser Mitleid gilt deshalb auch allen getöteten Soldaten und ihren Angehörigen, welche diesem verbrecherischen Krieg auf beiden Seiten nicht ausweichen konnten.

Mit einer Mischung aus großer Besorgnis - und leider wenig Hoffnung - beobachten wir die Entwicklungen in Israel und dem Gaza-Streifen. Vor über sechs Wochen hat die Terrororganisation Hamas Israel angegriffen und ein unvorstellbares Blutbad angerichtet, für das uns schlichtweg die Worte fehlen.

Die Reaktion Israels ist hart, und wir sehen im Fernsehen auch fast jeden Tag den Einschlag israelischer Raketen auf einzelne Gebäude im Gaza-Streifen. Für die Menschen dort bedeutet das unvorstellbares Leid.
Umso schlimmer, weil die Terrororganisation Hamas, ihre eigenen Menschen als Schutzschild und als Geisel nimmt. Und trotzdem wird die Hamas bei Demonstrationen in Deutschland als ‚Befreiungsarmee‘ gefeiert, welche zur Vernichtung des jüdischen Staats aufruft. Wer das tut, der begeht in Deutschland eine Straftat, und in diesem Punkt war die Rede des Vizekanzlers Habeck ganz klar und auch notwendig,

Golda Meir, die ehemalige Ministerpräsidentin Israels, sagte einst "Es wird nur Frieden im Nahen Osten geben, wenn die Araber ihre Kinder mehr lieben, als sie Israel hassen." Ein Zitat, das zeigt, dass der gegenseitige Hass an die nächste Generation weitergegeben wird, und das Leid unvermindert auch die nächste Generation treffen wird. Als Sozialverband VdK ist es uns wichtig zu betonen, dass Kriege keine Lösungen darstellen und dabei insbesondere nur die Zivilbevölkerung treffen.

Wir können nur hoffen, dass sich in den Krisengebieten dieser Welt, insbesondere im Nahen Osten, ein Friedensprozess in Gang setzt, damit die dort lebenden Menschen neue Hoffnung schöpfen können. Nur, wenn sich die Situation genug stabilisiert, kann den Opfern von Hunger, Gewalt und Krankheit angemessene Unterstützung geboten werden.

Erschreckend ist auch, dass noch nie so viele junge Menschen auf Grund von Konflikten, Erdbeben, Dürren oder Überschwemmungen auf der Flucht sind: Laut UNICEF sind davon 42 Millionen Kinder und Jugendliche unterwegs.

Unsere Gedanken sind heute auch bei diesen Menschen - genauso wie bei denen, die auf ihrer Flucht Ihr Leben verloren haben, bei den Vermissten und den Vermissenden, bei den Hungernden und Kranken, den Ängstlichen und Verfolgten. Ihnen allen gilt unser aufrichtiges Mitgefühl und unsere Unterstützung.

Hoffnung gibt uns, weil wir sehen, wie viele Menschen sich nach wie vor in der Geflüchteten- und der Nachbarschaftshilfe engagieren.
Sorgen bereitet uns hingegen die zunehmenden Versuche, hilfsbedürftige Menschen gegeneinander auszuspielen. Populisten schüren den sozialen Neid, indem sie Hilfsbedürftige als Schmarotzer und als Kriminelle bezeichnen oder mit rassistischen Vorurteilen belegen. Der Sozialverband VdK steht für eine offene Gesellschaft, die auf beiden Seiten respektvoll miteinander umgeht.

Gewalt in Worten und Gewalt in Taten gehen Hand in Hand. Es ist unsere Aufgabe, populistischen Anfeindungen entschieden entgegenzutreten, damit Rassisten und Terroristen und Menschen, die unsere Werte buchstäblich mit Füßen treten, keinen Rückhalt in der Bevölkerung spüren. Abschließend appelliere ich deswegen noch einmal an alle, für Zusammenhalt und Solidarität einzustehen sowie Spaltung und Populismus entgegenzutreten. Demokratie und Frieden müssen immer wieder verteidigt, soziale Gerechtigkeit immer wieder erkämpft werden.

Ich ende mit einem Zitat von Martin Luther King: "Frieden ist nicht nur die Abwesenheit von Krieg, sondern die Anwesenheit von Gerechtigkeit." Dieses Zitat erinnert uns daran, dass Frieden nicht nur das Schweigen der Waffen bedeutet, sondern auch eine gerechte und inklusive Gesellschaft, in der die Würde jedes Einzelnen geachtet wird. Denn soziale Sicherheit ist und bleibt der wichtigste Pfeiler gegen Hass und Gewalt.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und ihr Engagement heute hier auf diesem Friedhof. Ich wünsche Ihnen noch einen friedlichen Gedenktag und einen ruhigen Sonntag.

Als nächstes hören wir nun als Wortbeitrag das Lied „Imagine“ von John Lennon. Dieses Lied wird auch als Hymne der Friedensbewegung bezeichnet. Abwechselnd in englischer und deutscher Sprache vorgetragen von den Brüdern Frank und Jörg Di Marco. Später hören wir es dann auch noch als Musikstück vom Musikverein Münchingen.

Ich danke Ihnen für Ihre Teilnahme.

Dr. Otto Koblinger

Vorsitzender Sozialverband VdK Korntal-Münchingen

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  1. Kranzniederlegung Mü 2023 | © VdK KM Rose Koblinger
  2. Musikverein Münchingen 2023 | © Walter Großmann
  3. Kranzniederlegung Korntal | © Andreas Walter Stadt KM
  4. Posaunenchor Ko 2023 | © VdK KM Angelika Lorenz
  5. Gymnasium-Kammerchor | © VdK KM Angelika Lorenz
  6. DOK Worte des Gedenkens | © Angela Hammer Stadt KM
  7. Imagine-Vortrag DiMarcos | © VdK KM DOK
  8. Pfr. Holland 2023 | © VdK KM DOK
  9. Programm VTT 2023 | © VTT 2023 Stadt Korntal-Münchingen

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