Sozialverband VdK - Ortsverband Griesheim
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Behinderten Menschen den Weg ebnen

Vortrag über Barrierefreiheit zeigt Möglichkeiten für ein einfacheres Leben behinderter Menschen

"Leben ohne Barrieren " Voraussetzungen, Lösungsmöglichkeiten und Chancen"
lautete das Thema des Vortrags am Mittwochabend im Rathaus,
den Brigitte Fach als Beauftragte für Innovation und Technologie der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main für alle Interessierten hielt.

Vortrag von Brigitte Fach

© Peter Gebauer Redaktion

Direkt zu Beginn stellte Bürgermeisterin Gabriele Winter in ihrer Willkommensrede klar, dass Barrierefreiheit ein Thema sei, das alle angehe - "es könnte jeden einmal treffen". Bereits an Krücken sei man dankbar um jede Schwelle weniger, da bemerke man erstmal, welche Hindernisse man zu übersteigen und zu überwinden habe. "Perspektivenwechsel" sei das Stichwort. Wie Referentin Fach erläuterte, sei nicht die Rede davon, dass jemand behindert ist, sondern dass jemand behindert werde. Und behindert wird irgendwo jeder - der treppensteigende Briefträger beispielsweise. Barrierefreiheit sei demnach schlichtweg komfortabler und sollte eigentlich für jedermann ein Qualitätsmerkmal sein. Doch was meint "barrierefrei" eigentlich? Die Definition des Behindertengleichstellungsgesetzes, wie Fach sie einführte, nennt etwas barrierefrei, "wenn [es] für behinderte Menschen in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe zugänglich und nutzbar [ist]". Für 10 Prozent der Bevölkerung sei diese Freiheit unentbehrlich, für 40 Prozent notwendig und für alle eben komfortabel."

Nach diesen Basisinformationen führte Brigitte Fach Auszüge aus der Hessischen Bauordnung an und ging Schritt für Schritt die verschiedenen Räume eines Hauses durch. Sie lieferte Informationen zu den Bewegungsräumen einer erwachsenen Person (60 x 60 Zentimeter), einer Person mit Gehilfe oder sehbehinderter/ blinden Person (1,20 x 1,20 Meter) und eines Rollstuhlfahrers (1,50 x 1,50 Meter). Berichtet wurde außerdem über die ideale Informationshöhe " auf welcher Höhe also Informationen, wie zum Beispiel Schilder, hängen sollten, die sowohl Rollstuhlfahrer als auch Fußgänger lesen können (1,50 bis 1,65 Meter). Es gebe sensorgesteuerte Türen, anklebbare Türschließer oder Türen für Badewannen. Aber auch kleine Veränderungen, wie den Spiegel direkt über dem Waschbecken anfangen zu lassen oder Fenstergriffe unten am Fenster zu montieren, zeigen ihre Wirkung. "Kreativität" sei das Stichwort, ermunterte Fach. Natürlich gebe es auch "Hightech": Höhenverstellbare Waschbecken und Toiletten, sensitive Bodenbeläge oder aber selbst schließende Fenster seien zum Beispiel bereits auf dem Markt. In der Küche helfen übersichtliche Schubladen, absenkbare Arbeitsplatten, ein Küchenkarussell und Stehhilfen. Herdüberwachung "Hertha" kümmert sich dann darum, dass auch tatsächlich der Herd ausgeschaltet wird. PAUL hingegen ist ein Tablet-PC als "Persönlicher Assistent für unterstütztes Leben", über den Lichter, Rollläden, Türöffner und vieles mehr einfach und übersichtlich betätigt werden können.

Ganz besonders betonte Brigitte Fach die Nutzung des Hausnotrufes, die in Deutschland noch weit hinter ihren Möglichkeiten liegt. Es gäbe sie längst nicht mehr nur als hässlichen Pieper, sondern durchaus in schicken Uhrmodellen oder Entwürfen extra für Kinder. Bei alledem sollte man sich bewusst sein, dass die Krankenkasse oftmals (Teil-)Kosten übernimmt.

Neben der Barrierefreiheit im eigenen Heim, spielt sie in der Öffentlichkeit eine große Rolle. Fachs Traum sei ein flächendeckendes Angebot von öffentlichen Behindertentoiletten wie in Österreich, sie wünscht sich Tresen mit einer Unterbrechung, wo auch kleinere oder sitzende Menschen mit Ärzten und Verkäufern unter Blickkontakt sprechen können. Auch dass die Parkhausautomaten den Geldeinwurf tiefer haben, das alles seien Dinge, die noch kommen müssten - "es ist immer leichter, wenn wir uns bücken, als für Rollstuhlfahrer, sich zu strecken", postuliert Fach.

Die Liste könnte unendlich weitergehen: Lupen an Einkaufswagen, Schaukeln für Rollstuhlfahrer, Sitzgelegenheiten für unterwegs, ein erhöhter Sandkasten und so weiter.

Hauptzielgruppe des Vortrags waren neben Betroffenen vor allem Geschäftsleute, für die sich aus der Gruppe 50plus eigentlich mehr und mehr die Zielgruppe schlechthin entwickelt. "Demografie schafft neue Märkte", das müsse nur noch erkannt werden. Was gerade ältere Leute wollten, sei ideenreiche Beratung und reibungsloser "Service aus einer Hand" - ein riesiges Marktpotenzial für Handwerk und Handel. Die Bürgermeisterin und Brigitte Fach baten gerade deshalb die wenigen anwesenden Geschäftsleute, das Thema Barrierefreiheit in all seinen Facetten weiterzutragen und anzuregen, über entsprechende (bauliche) Maßnahmen und Angebotserweiterungen nachzudenken. "Wer heute auf die neuen Senioren setzt, besitzt morgen die Wachstumsfelder der Zukunft", zitierte Fach den Zukunftswissenschaftler Prof. Dr. Horst W. Opaschowski und schloss mit einer schönen Zukunftsvision ab: Dem helfenden Roboter, der im Übrigen dann auch Barrierefreiheit bräuchte.
nora
Mit freundlicher Genehmigung des Griesheimer Anzeiger Nummer 74-64-Jahrgang
Redaktion Peter Gebauer

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  1. Vortrag von Brigitte Fach | © Peter Gebauer Redaktion

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