Sozialverband VdK - Kreisverband Offenbach Stadt
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Gedanken zum Volkstrauertag 2019

Delegation der Stadt Offenbach, des VdK und anderer Verbände an den Kriegsgräbern auf dem Alten Friedhof in Offenbach

© Stadt Offenbach/Georg-Foto

Zum 17.November 2019 wurde in der Trauerhalle des alten Friedhofs in Offenbach und am Mahnmal der Toten des ersten und zweiten Weltkrieges, sowie aller Opfer aus Kriegen gedacht.
Die Stadt Offenbach hatte zu dieser Gedenkstunde die Bürger eingeladen. Herr Ulrich Roth begleitete die Veranstaltung musikalisch, und einer alten Tradition folgend spielte der Musikverein Eintracht zur Kranzniederlegung.
Worte des Gedenkens sprachen für die Stadt Offenbach der Bürgermeister Peter Freier, für den Sozialverband VdK, Kreisverband-Offenbach-Stadt der Kreisvorsitzende Helmut Schwoll, und für die Kirchen Pfarrer Heinrich Keipp von der freireligiösen Gemeinde.

Die Rede des Kreisvorsitzenden zu der Gedenkfeier:
Verehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde,
der Volkstrauertag, den wir heute begehen, wurde 1922 ins Leben gerufen, nicht um einmal pro Jahr allgemeine Trauer zu verordnen, sondern um ein unübersehbares Zeichen der Solidarität zu setzen mit den Opfern des Ersten Weltkriegs: den etwa 13 Millionen getöteten Soldaten und Zivilisten und ihren Angehörigen.
Niemand ahnte damals, dass nur 17 Jahre später ein weit schlimmerer Krieg ausbrechen sollte, der an Schrecken, Leid und Tod seinen Vorgänger bei weitem übertraf. 60 Millionen Menschen verloren zwischen 1939 und 1945 durch Krieg, Gewaltherrschaft, Flucht, Hunger und Vertreibung ihr Leben.
An das Kriegsende vor 74 Jahren können sich manche von Ihnen vielleicht persönlich erinnern oder kennen es aus den Erzählungen Ihrer Eltern und Großeltern.
Seit 1945 leben wir – Gott sei Dank – in Frieden. Uns ist es vergönnt, Zeitzeugen der längsten Friedensperiode in der europäischen Geschichte zu sein. Das ist ein Glück und ein seltenes Privileg auf diesem Erdball, selbstverständlich ist es nicht. Momentan werden auf fünf von sieben Kontinenten kriegerische Konflikte ausgetragen. Allein dem Krieg in Syrien sind in diesem Jahr bereits mehr als 4.000 Menschen zum Opfer gefallen; 5,6 Millionen Menschen sind seit Kriegsbeginn vor acht Jahren geflüchtet. Aktuell droht der Konflikt in Nordsyrien zu eskalieren. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) warnt bereits davor, dass dadurch noch mehr Menschen leiden und neue Fluchtbewegungen die ohnehin größte Flucht- und Vertreibungskrise der Welt verschärfen könnten.
Am Volkstrauertag gedenken wir der Menschen in aller Welt, deren Leben in diesem Moment durch Hass und Gewalt bedroht ist, die sich auf der Flucht befinden, hungern, frieren und die ihre im Krieg getöteten Kinder, Eltern, Partner betrauern.
Mit Blick auf die Kriegs- und Krisengebiete in der Welt wird klar: Kriege sind nie gerecht. Kriege werden nie um ein hohes Gut geführt.
Genauso gilt: Kriege brechen nicht aus, sie werden gemacht, genau wie der Hass nicht einfach da ist, er wird geschürt. Beide sind sie das Ergebnis eines Prozesses, der mit der Ausgrenzung und Herabwürdigung anderer Menschen wegen ihrer Hautfarbe, Religion, Herkunft oder Nationalität beginnt und sich zu einer allgemeinen Demokratieverächtlichkeit und kriegerischen Rhetorik steigert. Am Ende scheint es nur noch eine Lösung und keine Kompromisse mehr zu geben: Das ist die Logik der Gewalt.
Die Folgen des Zweiten Weltkriegs waren der Grund für die Entstehung des VdK. Seit seiner Gründung 1946 hat sich der Sozialverband der Menschen angenommen, die verletzt an Körper und Seele aus dem Krieg zurückgekehrt sind oder als Kriegswitwen und Kriegswaisen die Leidtragenden des Krieges waren. Diese historischen Wurzeln sind nicht vergessen. Im Gegenteil: Gerade aus der Erfahrung der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs erkennt auch unser Verband seine Verpflichtung an, die Ursachen für die Entstehung von Hass und Gewalt zu bekämpfen.
Aus den Verbrechen, die damals im Namen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft verübt wurden, erwächst keine individuelle Schuld für die Nachgeborenen, allerdings aber die Verpflichtung und Verantwortung jedes Einzelnen, sich für Frieden und Versöhnung einzusetzen.
Und die Ereignisse in Halle vor wenigen Wochen haben uns gezeigt, dass der Antisemitismus leider wieder – oder immer noch? – eine reale, furchtbare Bedrohung für die jüdische Gemeinschaft und für uns alle in Deutschland darstellt.
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
am heutigen Tage erinnern wir uns auch mit großem Respekt an die vielen Frauen und Männer, die sich nach 1945 dem Frieden und nicht dem Krieg oder der Rache verschrieben haben. Sie haben sich um die Opfer, die Versehrten und Hinterbliebenen gekümmert. Sie sind trotz ihres persönlichen Leids und angesichts der furchtbaren Zerstörung der meisten Städte und Dörfer nicht verzweifelt, sondern haben die junge Demokratie in eine stabile Zukunft geführt.
Jetzt ist es an uns, diesem Land auf Dauer eine friedliche Zukunft zu geben.
Denn, wie Albert Einstein einmal gesagt hat:
„Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind,
sondern von denen, die das Böse zulassen.“

In diesem Sinne Ihnen, meine Damen und Herren: Treten Sie weiterhin unbeirrt für Frieden, für Menschenwürde und für Gerechtigkeit in aller Welt ein.
Ich möchte Ihnen auf jeden Fall ebenso wie allen, die an der Organisation dieser Veranstaltung mitgewirkt haben, ein herzliches Dankeschön für Ihre Teilnahme und für Ihr Engagement sagen.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

In diesem Sinne sind eine klare geschichtspolitische Stellungnahme und die Betonung unserer freiheitlichen, demokratischen Grundsätze an diesem Tag der Erinnerung und der Mahnung an Frieden für die Stadt Offenbach von zentraler Bedeutung.

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