Sozialverband VdK - Kreisverband Ammerland
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In der Pflege muss nicht alles schriftlich festgehalten werden
Staatssekretär Karl-Josef Laumann für weniger Bürokratie im Pflegealltag

Stehen Rede und Antwort in Bad Zwischenahn

Antworteten auf Zuhörerfragen: Dr. Norbert Hemken, Bernd Kossendey, Karl-Josef Laumann und Barbara Woltmann (auf dem Podium von links).© VdK

Für eine Stärkung insbesondere der Tagespflege und für weniger Bürokratie in der Pflege sprach sich Karl-Josef Laumann in der Bad Zwischenahner Wandelhalle aus. Hierhin hatte der VdK-Kreisverband Ammerland den Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit eingeladen.

Vor gut 80 Gästen, die auch Fragen stellten, forderte der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange der Patientinnen und Patienten sowie Bevollmächtigte für Pflege mehr Einsatz auf kommunaler Ebene in der Tagespflege: "Sie gehört in jedes Dorf und in jeden Stadtteil." Laumann setzte sich auch für mehr Pflegepersonal mit besserer Bezahlung in Niedersachsen ein. Er wies darauf hin, dass angesichts der älter werdenden Gesellschaft jährlich 20 000 zusätzliche Pflegekräfte in Deutschland benötigt werden: "Ich bin deshalb für jede ausländische Pflegekraft dankbar, die nach Deutschland kommt."
Es gebe kein westdeutsches Bundesland, in dem die Beschäftigten in der Altenpflege so schlecht bezahlt werden wie in Niedersachsen. "Niedersachsen ist mit durchschnittlich 2200 Euro Monatsverdienst der Altenpflegekräfte das Schlusslicht aller westdeutschen Länder", kritisierte Laumann. Zuständig für bessere Tarifabschlüsse seien aber die Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände. Laumann verwies auf das vorbildliche Verhalten der Kirchen, die ihre Pflegekräfte in Anlehnung an den Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes bezahlen. Positiv zu bewerten sei der bundesweit erste Tarifvertrag in Niedersachsen, der die Bezahlung und den Jahresurlaub von Auszubildenden in der Altenpflege regele. Laumann begrüßte auch die Bestrebungen zur Errichtung einer Pflegekammer, damit deren Mitglieder die beruflichen Inhalte der Pflege mitbestimmen können. Der Staatssekretär schlug in diesem Zusammenhang vor, die Ausbildung von Krankenpflegekräften und Altenpflegekräften zusammenzulegen und ein einheitliches Berufsbild zu schaffen. Dann könnten die Absolventen dieser Ausbildung sowohl in der Altenpflege als auch in der Krankenpflege eingesetzt werden und auch zwischen beiden Bereichen im Laufe ihres Berufslebens wechseln.

Karl-Josef Laumann

Karl-Josef Laumann sprach auf Einladung des VdK-Kreisverbands Ammerland in Bad Zwischenahn über die Themen Gesundheitspolitik und Pflege.© VdK

"Im Pflegealltag muss nicht alles schriftlich festgehalten und damit dokumentiert werden. Es reicht, wenn nur das aufgeschrieben wird, was vom Normalen abweicht", stellte Laumann klar. Das führe zu weniger Bürokratie in der Pflege. In dieser von ihm vorangetriebenen Entbürokratisierung der Pflegedokumentation sieht Laumann auch eine Möglichkeit zur Entschleunigung der Pflege. Es sei nicht Ziel, den Pflegekräften durch Entlastung bei der Dokumentationspflicht noch mehr Pflege aufzubürden, sondern mehr Zeit für ihre Kernaufgabe Pflege zu geben.

Ein wichtiger Ansatz, so Laumann, sei der Pflegebedürftigkeitsbegriff. Künftig werde eine Einstufung nicht mehr nach der Frage erfolgen, was ein Mensch nicht mehr kann, sondern danach, wie stark sein Selbstständigkeitsgrad sei. Das ergebe eine Besserstellung etwa der Demenzkranken und werde "die Arbeit in jeder Einrichtung verändern".

Der Pflegebevollmächtigte setzte sich auch für eine gute Qualität bei Arznei- und Hilfsmitteln sowie für die Beachtung der Hygienestandards bei Patienten, Pflegepersonal und Ärzten ein und forderte: "Hände waschen". Außerdem kritisierte er, dass das gesamte Gesundheitswesen zu wenig transparent sei, mit veralteter Informationstechnik arbeite und nicht vernetzt sei. Wichtige Daten der Patienten seien noch immer nicht auf den Krankenkassenkarten erfasst. Laumann rief dazu auf, Einfluss auf die Kranken- und Pflegekassen über deren Selbstverwaltungsorgane auszuüben, um Verbesserungen im Gesundheitswesen durchzusetzen.
Auf Fragen aus dem Publikum zu konkreten Problemen im Ammerland in den Bereichen Gesundheit und Pflege antworteten unter der Moderation des VdK-Kreisvorsitzenden Bernd Kossendey auch die Bundestagsabgeordnete Barbara Woltmann und Bad Zwischenahns Kurdirektor Dr. Norbert Hemken.

Hans-Gerd Finke

07.10.2016

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