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Pflege ist Frauensache: Studie bestätigt Ungleichheit bei der Pflegearbeit

Von: Annette Liebmann

Frauen sind nach wie vor das Rückgrat der häuslichen Pflege. Zwei von drei pflegenden Angehörigen in Deutschland sind weiblich. In Ländern, die mehr Geld für die Pflege ausgeben, fällt der Unterschied zwischen den Geschlechtern kleiner aus.

Eine jüngere Frau hast einen älteren Mann am Arm gefasst, stützt ihn auf dem Weg zum Rollstuhl.
© IMAGO / Westend61

Gender Care Gap in 17 Ländern im Vergleich

Die Wissenschaftler des Externer Link:DIW Berlin untersuchten für eine Studie in 17 europäischen Ländern den Gender Care Gap, den Unterschied zwischen den Geschlechtern in der Pflege. Unter anderem gingen sie der Frage nach, inwieweit Investitionen in das Gesundheitswesen und in das Pflegesystem sowie die Situation auf dem Arbeitsmarkt mit der Ungleichheit in der Pflege zusammenhängen.

Das Ergebnis: In Ländern mit großer Geschlechterungleichheit und Ungleichheit in der Erwerbsbeteiligung ist der Gender Care Gap größer. Wird viel Geld für die Pflege ausgegeben, gehen die Unterschiede zurück. In Ländern wie der Schweiz, Schweden, Portugal, Italien, Polen und Frankreich sind die privaten Pflegeleistungen laut Studie zwischen den Geschlechtern besser verteilt.

Ungleichheit in der Pflege hängt mit Arbeitsmarkt zusammen

Deutschland hingegen liegt im Mittelfeld. Die Ungleichheit in der Pflege hängt nach Ansicht der Forscher eng mit dem Arbeitsmarkt zusammen. Im Vergleich zu Männern gehen Frauen seltener einer Erwerbstätigkeit nach und verdienen weniger. Aus diesem Grund sind es meist sie, die ihre Arbeitszeit reduzieren, um Angehörige zu versorgen, oder sie geben ihren Job gleich ganz auf. Helfen würde nach Ansicht der Wissenschaftler eine Reform des Ehegattensplittings und eine verbesserte Betreuung von Kindern, um beiden Eltern zu ermöglichen, Vollzeit zu arbeiten.

Deutschland kann von anderen Ländern lernen

Von Ländern mit geringem Gender Care Gap, wie beispielsweise Schweden oder die Schweiz, kann Deutschland nach Ansicht der Wissenschaftler lernen. Wird mehr Geld in formelle Pflege investiert, können Angebot und Qualität erhöht werden. Das würde die Belastung der pflegenden Angehörigen reduzieren. Die höheren Ausgaben ließen sich aus Steuern oder höheren Beiträgen zur Pflegeversicherung finanzieren. Außerdem könnte die Pflegeversicherung zu einer Bürgerversicherung ausgeweitet werden.

Und nicht zuletzt lässt sich die Ungleichheit verringern, indem mehr Männer für die häusliche Pflege gewonnen werden. Dieses Ziel, so schreiben die Forscher, sei nur langfristig zu erreichen. Das zeigten die Erfahrungen beim Elterngeld.